150 Jahre Turner-Exkneipe Bavaria
(Otmar Thumshirn) Die Turner-Exkneipe Bavaria, eine Abteilung des 175jährigen TV 1848 Schwabach, feierte vergangenen Samstag im vollbesetzten Vereinsheim ihr 150jähriges Jubiläum. Der schmissige Auftritt des 48er Musikzuges, die launige Festansprache von Abteilungsleiter Otmar Thumshirn, eine kleine Ausstellung mit kostbaren Raritäten und Dokumenten der Kneipe und natürlich das reichhaltige Büffet des Vereinswirts sowie viele Gespräche und Erinnerungen bildeten einen gelungenen Rahmen. Doch was ist eigentlich diese Turner-Exkneipe? Selbst viele Mitglieder der anderen Abteilungen des Vereins haben da keine Ahnung. Daher ein kurzer Abriss ihrer Geschichte.
Gründungsjahr war 1873, offensichtlich zum 25jährigen Jubiläum des im Jahr 1848 gegründeten Vereins. Doch den gab es zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht mehr, da er bereits 1850 wegen angeblich politischer Tätigkeit vom Magistrat der Stadt verboten wurde. Dazu muss man wissen, dass 1848 die Gründung von über 300 Turnvereinen im Streben nach persönlicher, politischer und nationaler Freiheit erfolgte. Höhepunkt in diesem Jahr waren die Märzrevolution sowie die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche mit dem Ziel einer gemeinsamen Verfassung in einem einigen Deutschland. Doch Bayern stimmte nicht zu, und so kam es zum Verbot: „Der Turn-Verein dahier sey zu schließen.“ Sogar die schwarz-rot-goldene Vereinsfahne musste vor der Obrigkeit versteckt werden.
Wie viele andere Vereine umging man dieses Verbot, indem man 1860 einen Turn- und Rettungsverein gründete, ab 1868 in Turner-Feuerwehr umbenannt. So war also die Exkneipe eine Abteilung dieser Turner-Feuerwehr und forderte in ihren Statuten nicht nur zum fleißigen Besuch der Turnübungen, sondern auch der Feuerwehr-Exerzicien auf. Erst 1913 besann man sich auf seine Wurzeln und nannte sich nach einem kurzen Intermezzo als TV 1860 nunmehr wieder TV 1848. Das wirkte sich natürlich auch auf die Exkneipe aus. In einer überarbeiteten Satzung wurde nun als Daseinszweck neben dem Turnen auch die Pflege der Geselligkeit genannt. Das ist auch heute noch die Grundlage der Turner-Exkneipe, die man auch ohne weiteres als Seniorengruppe des Vereins bezeichnen könnte.
Bild oben: 1953 Jubiläumsfeier im Feuerlein-Saal)
Tiefe Einschnitte ins Vereinsleben bildeten die beiden Weltkriege. Das Mahnmal auf dem Vereinsgelände mit den vielen Namen der Opfer zeugt davon und wird von der Kneipe gepflegt. Nach einem Hoch in den 50er Jahren ging es aber aufgrund des veränderten Freizeitverhaltens rapide bergab, und man befürchtete den Untergang der Kneipe. Doch der Beschluss weiterzumachen und vor allem endlich auch Frauen in die Kneipe aufzunehmen erwies sich als Rettungsanker. Inzwischen ist das Verhältnis Frauen zu Männern 38:31, vor fünf Jahren war es noch genau umgekehrt. Vor allem aber ist eine deutliche Belebung des Abteilungsgeschehens der Grund für die gestiegene Akzeptanz. Attraktive monatliche Veranstaltungen wie Wanderungen, Tagesfahrten, Führungen, Betriebs-besichtigungen oder geselliges Beisammensein bei einem Weinfest werden gerne angenommen und werden, wie seit 1928 üblich, im Kneipbuch mit originellen Illustrationen dokumentiert.
Ein großes Anliegen ist den Mitgliedern der Kneipe die Jugendarbeit im Verein, die sie in den vergangenen Jahren mit über 15.000 € fördern konnte. Gerne hätten wir noch viel mehr Mitglieder im Seniorenalter aus unseren anderen Abteilungen, denn, so Abteilungsleiter Otmar Thumshirn: „Jünger werden wir alle nicht!“